Zitate zur Reiterei

Viele aktive ReiterInnen finden heutzutage keine Zeit mehr, um die grossen Werke alter Reitmeister zu lesen - oder überhaupt um irgendetwas zu lesen zur Reiterei, was über die Dressurprogramme, Reglemente und Ausschreibungen hinausgeht. An dieser Stelle werden wir deshalb in loser Folge interessante, einprägsame Äusserungen zur Reiterei publizieren. Alle SEC-Mitglieder sind eingeladen, in ihren Büchern und Erfahrungen nach geeigneten Zitaten und Sätzen zu suchen.

 

Fragen zur Pferdeliebe
Führt die bei vielen von uns so überquellend grosse, ja närrische Pferdeliebe dazu, dass wir unsere geliebten Tiere so gern auf Turnieren zeigen wollen? Oder führt die Turnierteilnahme, zum Beispiel das gegenseitig auf Gedeih und Verderb aufeinander Angewiesensein in der Geländeprüfung, erst dazu, dass die Liebe zu unseren Pferden so überquellend gross und närrisch wird? Oder stimmt beides und schaukelt sich gegenseitig zu immer grösserer Intensität auf? - Und ist die Antwort auf diese Fragen vielleicht viel weniger wichtig als das Erlebnis? - Oder ist das mit der Liebe nur Kitsch und das Pferd ist einfach unser 'Töff', unser flitzender Untersatz, der uns zu Triathleten macht, ohne dass wir schwimmen, radfahren und rennen müssen?
Marpa-Notate 2013

 

Abreiteplatz:
Der Ort an dem das Abreiten stattfindet. Einige Pferde unterscheiden sehr genau den Abreiteplatz vom Turnierplatz indem sie auf ersterem ihrem “Besitzer” das Gefühl vermitteln in Topform zu sein um ihm auf letzterem klarzumachen, dass er gar nicht Besitzer, sondern allenfalls Geduldeter ist.
Gerrit Wöckener

 

Weshalb reitest du?
Macht es dir Spass, ein anderes Wesen nach deiner Pfeife tanzen zu lassen, ohne dass es die Wahl hat, nicht oder anders zu tanzen? Ist es das Bedürfnis, weiter oben zu sein als die Fussgänger? Zu sitzen, wo andere laufen müssen? Ist es die Möglichkeit, als mässig begabter Athlet doch irgendwie zu sportlichem Ruhm und Ehre zu gelangen? Ist es der Versuch, als 'Herrenreiter' der bescheidenen Herkunft ein Schnippchen zu schlagen? Ist es schlicht die für dich einfachste Art, dein Brot zu verdienen? Ist dein Pferd dein 'Geschäftspartner'? - Oder ist es die Liebe, die dich treibt? Die unbeschreibliche Weichheit und Wärme der Pferdenüstern? Dieses Kentauren-Gefühl, wenn du in Balance und Harmonie eins wirst mit deinem Pferd. Wenn du spürst, wie es mitdenkt, wie es dein nächstes Ansinnen vorausahnt und deine Hilfen fast überflüssig macht? Wenn es dir aus der Patsche hilft, wenn du mal aus dem Gleichgewicht gerätst, eine verwirrliche Hilfe gibst, eine Distanz falsch einschätzest? Ist es dieses prickelnde Partnergefühl, dieses abenteuerliche Team-Erlebnis auch und gerade in nicht ganz ungefährlichen Situationen? Dieses Wissen um die nicht selbstverständliche Verlässlichkeit des vierbeinigen Freundes? - Prüfe sie täglich, deine Motivation für den Umgang mit diesen wundervollen Geschöpfen. Und wenn es nicht die Liebe ist, lass es bleiben.


Aus: Marpa-Notate 2013

 

Über die Reitkunst
Hätte die Kunst nicht ihre grossen Schwierigkeiten, wir würden gute Reiter und vorzüglich gerittene Pferde in Menge haben. Sie erfordert aber, abgesehen von allem anderen, schon Charaktereigenschaften, die sich nicht in jedem vereint finden; unerschöpfliche Geduld, feste Ausdauer bei Anstrengungen, Mut mit ruhiger Geistesgegenwart gepaart. Nur eine wahrhaft warme Liebe zum Pferde kann diese Eigenschaften, wenn der Keim zu ihnen vorhanden ist, zu derjenigen Höhe steigern, die allein zum Ziel führt."


Aus dem Buch 'Gymnasium des Reiters' von Gustav  Steinbrecht